BEGLEITUNG FÜR EINZELNE TEAMMITGLIEDER

 

Die Beratung ist als Unterstützung in belastenden Arbeitssituationen oder/und Fallkonstellationen gedacht.
Sie richtet sich nach Ihren Bedürfnissen.

 

In den (sozial-)pädagogischen Arbeitsfeldern berichten Fachkräfte von den unterschiedlichsten fachlichen und persönlichen Herausforderungen. Ich beschreibe nachfolgend ein paar Themen und Fragestellungen, damit Sie einerseits einen beispielhaften Eindruck davon bekommen, was alles in der Beratung Platz einnehmen kann und damit Sie andererseits schlicht wissen, dass es noch mehr fitte Fachkräfte gibt, die mit (ähnlichen) Belastungen zu kämpfen haben und einen Weg für sich suchen und finden.
Es kann natürlich auch sein, dass bei Ihnen ganz andere Themen präsent sind; ich würde mir nicht anmaßen, dies vorab einschätzen zu können. Was Sie in unserer Zusammenarbeit einbringen wollen, ist Ihre Ent-scheidung und von Ihrer individuellen Situation abhängig.

 
Vielleicht sind Sie gerade damit beschäftigt, eine ermüdende „emotionale Achterbahnfahrt" Ihrer Klienten/Kinder/Schüler/Patienten/Kunden zu begleiten oder begegnen aufgrund der schwierigen Bindungserfahrungen Ihrer Klienten auch in der Gegenwart deren Misstrauen, Entwertungen und Schuldvorwürfen?

 

Eventuell stellen Sie immer wieder erstaunt fest, welche Missverständ-nisse in der Kommunikation mit Klienten/Kindern/Schülern/Patienten/Kunden und deren Bezugspersonen sowie anderen Fachkräften entstehen können? Oder die Kontakte und Entscheidungen laufen zäh und gar zu Ungunsten Ihrer Klienten, weil das ganze Hilfesystem überlastet ist und Sie das Gefühl bekommen, dass sich fremde Verantwortlichkeiten und Aufgaben auf Sie verlagern?

 

Möglicherweise meldet sich in Ihrer täglichen Arbeit eine Tendenz zur Grenzenlosigkeit, begegnen Sie hoher Bedürftigkeit, treffen unange-nehme Entscheidungen und versuchen es auszuhalten, in Anbetracht des Leids nicht immer (ausreichend) (ein-)wirken zu können?

 

Zusätzlich kämpfen Sie am Arbeitsplatz mit knappen finanziellen, zeit-lichen und personellen Ressourcen?

 

Eventuell begegnen Ihnen Werte, Erziehungsverhalten und Rollenvor-stellungen sowie eine Art des zwischenmenschlichen Umgangs und des Alltagslebens, die Sie nicht immer teilen können oder wollen?

 

Vielleicht arbeiten Sie gar in einem Bereich, in dem Sie selbst eine Form von Gewalt (mit-)erleben und überlegen, wie Sie damit umgehen?

 

Wenn Sie mit traumaerfahrenen Menschen zusammenarbeiten, werden Sie vermutlich zusätzlich mit Reinszenierung von Traumaerlebnissen und den dazugehöhrenden Übertragungen, Gegenreaktionen und Täterin-trojekten konfrontiert. Sekundäre Traumatisierung und Mitgefühlser-schöpfung können die Belastungskette ergänzen. Sie fragen sich, wie sie sich in diesem Spannungsfeld  bewegen können und wollen?

 

Kommt Ihnen davon etwas bekannt vor?

 

Sofern Sie es mögen, können Sie sich jetzt noch mit ein paar persön-lichen Fragen beschäftigen, die Ihnen dabei helfen, Ihre aktuelle Lage grob „einzufangen" (wenn dies nicht schon geschehen ist):

  • Inwiefern und seit wann stellen Sie welche Veränderungen an sich selbst (und bei Kollegen) fest? Wie fühlen sich diese für Sie an?
  • Wieviel Zeit am Tag verbringen Sie (auch nach Arbeitsende) gedank-lich mit Arbeit? Wie hoch ist dabei der Anteil, sich Sorgen zu machen oder nicht mehr änderbare Arbeitssituationen vor dem inneren Auge immer wieder abspielen zu lassen und zu grübeln? Sind Sie mit diesem Zeitumfang zufrieden oder wollen sie ihn verändern?
  • Was oder wer ärgert Sie im Berufsalltag aktuell am meisten/am wenigsten? Was berichtet Ihnen Ihre Toleranz-/Frustrationsschwelle über die Entwicklung der letzten drei Monate? Welche Vermutungen haben Sie hinsichtlich der nächsten drei Monate und was machen diese mit Ihnen?
  • Inwiefern gibt es Veränderungen an Ihrem Arbeitsplatz? Von welchen sind sie (indirekt) auf welche Art betroffen? Wo sehen Sie (keine/ zufriedenstellende) Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen?
  • Was sagt Ihr soziales Umfeld zu Ihrer aktuellen Situation? Wer unterstützt sie und in welcher Form?
  • Wann haben Sie Zeit für sich, wie füllen Sie diese und inwiefern können Sie das genießen?
  • Wie(-viel) schlafen Sie? In welchem Maß fühlen Sie sich nach dem Schlaf erholt?
  • Wie würden Sie Ihr aktuelles Ess- und Trinkverhalten beschreiben? Welche Funktionen hat Essen für Sie selbst und in Ihrer Familie?
  • Wenn Sie Ihren Körper, Kopf und Ihr Herz mit einer Konferenz-schaltung verbinden, bei der Sie als stiller Zuhörer anwesend sind..., was hätten diese sich aktuell „unter den Fingernägeln brennend" zu erzählen? Und was würden sie auf die Frage antworten, wie es ihnen/Ihnen gerade geht und was sie/Sie brauchen?
  • Schätzen Sie bitte nun abschließend für sich selbst Ihren aktuellen Belastungsgrad (zwischen 1/geringste Stufe und 10/höchste Stufe) ein.
    Inwiefern dieser ein Anhaltspunkt dafür sein kann, ob Sie Ihre Ge-danken und Gefühle (in welcher Form auch immer) mit jemandem teilen wollen, bleibt Ihnen überlassen.

Meiner Ansicht nach ist es natürlich und kann zugleich sehr belastend und beanspruchend sein, wenn in Belastungs-/Krisensituationen weniger be-liebte Emotionen wie Angst, Wut, Traurigkeit und Enttäuschung sowie in härteren Fällen gar Hilflosigkeit, Verzweiflung, Ohnmacht, Ekel und Scham auftauchen und eine Weile als Gäste verweilen.

 

Ich möchte Sie ermutigen, damit nicht allein zu bleiben, sondern externe Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Viele Arbeitgeber zahlen die Be-ratung für Ihre Mitarbeiter, trauen Sie sich, dort anzufragen.
Damit lösen Sie selbst bereits aktiv einen Fallstrick, den die aktuelle schwierige Situation mit sich bringen kann: Das sind die Einsamkeit und das Gefühl, dass einem niemand hilft/nichts helfen kann. Letzteres ist übrigens eine Erfahrung, die Klienten mit „heftigen" Biografien oft real gemacht haben.

 

Indem Sie in Kontakt gehen, bekommen die Belastungen auch weniger Chancen, sich auf weiteren Ebenen, nämlich zwischen Ihnen und Ihrem Klienten, in der Teamdynamik, im Helfersystem und/oder sogar in Ihnen selbst und Ihrem Privatleben festzusetzen.

Eines entlastet nämlich meinem Empfinden nach so gut wie immer:
Das ist das in einem geschützten Rahmen ehrliche und unbewertete Offenmachen dessen, was geschieht, begleitet von einem Lächeln und Mitgefühl für alle am Prozess Beteiligten und ihre „Macken". 

In diesem Sinne würde ich mich freuen, von Ihnen zu hören.

Die Beratung findet an Ihrem Arbeitsplatz statt.

 

Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass das Beratungsangebot Fachkräften aller Berufsgruppen offen steht. Mein eigener beruflicher Hintergund legt es nur nahe, mich im Text zuerst auf pädagogische Fachkräfte und entsprechende Arbeitsfelder zu beziehen, weil mir diese am meisten vertraut sind. In der Beratungspraxis finde ich es parallel immer spannend und bereichernd für beide Seiten, über den „Tellerrand" hinaus zu schauen. 


Zur Klärung von Fragen und Rahmenbedingungen erreichen Sie mich über das Kontaktformular.

 

Viele Grüße und alles Gute,

Christina Jentsch